Forschungskolleg ACCESS!
Transformationspfade zu einer nachhaltigen Mobilität
Gefördert vom
Interdisziplinäres Projekt

Abstand und subjektive Sicherheit auf dem Rad

Beteiligte Autoren: Annika Herberg M.Sc., Jennifer Bosen M.A.

Motivation

Die zunehmende Nutzung des Fahrrads als alltägliches Verkehrsmittel spielt eine Schlüsselrolle in der Mobilitätswende hin zu einer nachhaltigeren Mobilitätskultur. Trotzdem offenbaren bestehende Forschungen zum Radverkehr signifikante Lücken, insbesondere im Hinblick auf subjektive Sicherheitsaspekte und die Entscheidungsfaktoren für das Radfahren. Aktuelle Studien sind überwiegend disziplinär ausgerichtet und legen einen starken Fokus auf die Verkehrsinfrastruktur.  Hinzu kommen die zunehmenden Raumkonflikte im Straßenverkehr, die sich auf die Bereitschaft auswirken, auf das Rad als alltägliches Verkehrsmittel häufiger als bisher zurückzugreifen. Diese Faktoren unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenderen sowie inter- und transdisziplinären Forschung, die einerseits die Sicherheit beim Radfahren aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und andererseits zivilgesellschaftliches Engagement stärker in die Radmobilitätsforschung einbindet

Zielsetzung

Vor diesem Hintergrund zielt die Studie darauf ab, die subjektive und gemessene Sicherheit von Radfahrenden in der Stadt Aachen zu untersuchen. Sie verfolgt das Ziel, durch eine Kombination verschiedener Methoden ein vielschichtiges Bild der Situation von Radfahrenden zu erstellen. Die Studie wird in Kooperation mit dem ADFC Aachen e.V., der Bürgerinitiative „Fahrradfreundliches Haaren e.V.“ und dem SimRa-Team der TU Berlin durchgeführt.

Methodik

Die Studie bedient sich einer Kombination von Methoden, die darauf abzielt, ein detailliertes und umfassenderes Verständnis der Sicherheitswahrnehmung von Radfahrenden in Aachen zu gewinnen. Durch das Sammeln von GPS-Daten und Daten des Smartphone-Bewegungssensors mittels der SimRa-App werden Gefahrensituationen im Radverkehr dokumentiert. Ergänzend dazu werden mittels OpenBikeSensoren (OBS) Überholabstandsdaten erhoben. Zwei Erhebungsrunden qualitativer Interviews mit den Studienteilnehmenden ermöglichen es, persönliche Erfahrungen und Einschätzungen zur Sicherheit im Radverkehr zu sammeln.

Vorgehen und Projektstand

Vor Studienbeginn wurde zunächst auf Initiative der Kollegiatinnen die Region Aachen in der SimRa-App freigeschaltet. Um auch über die Studie hinaus Daten in der App zu sammeln, wurde sie in der Stadt beworben. Darüber hinaus wurden die OBS im Rahmen mehrerer Workshops durch das Projektteam – bestehend aus Mitgliedern des ADFC, der Initiative „Fahrradfreundliches Haaren e.V.“ und den Kollegiatinnen – sowie freiwilligen Bastler*innen zusammengebaut. Im Anschluss wurden die OBS durch das Projektteam getestet. Potenzielle Teilnehmende wurden daraufhin über einen Aufruf in der Lokalzeitung und im Radio akquiriert. Sie konnten sich über eine Abfrage personenbezogener Daten bewerben und wurden in einem weiteren Schritt so ausgewählt, dass möglichst viele Diversitätskategorien abgebildet werden konnten. Aufgrund der Anzahl der OBS war die Teilnahme auf zehn Personen beschränkt; beworben hatten sich insgesamt rund 60 Studieninteressierte. Nach einem Einstiegsinterview, in dem insbesondere die Erwartungen an die Studie und die bisherigen Erfahrungen beim Radfahren die zentralen Themen bildeten, wurden den Teilnehmenden die OBS übergeben und an die Fahrräder montiert (u. a. beim Aachener Fahrradtag 2023). Auf die Montage folgte die sechswöchige Erhebungsphase, in der die Teilnehmenden die OBS und – wenn möglich – auch die SimRa-App nutzen sollten. Beendet wurde die Erhebungsphase mit einem ausführlichen Abschlussinterview, in dem über die Erfahrungen während der Datensammelphase und die subjektiven Sicherheitserlebnisse gesprochen wurde. Die SimRa-Daten wurden datenschutzkonform vom SimRa-Team der TU Berlin ausgewertet.

Die Interviews werden nach den Vorgaben der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet und in Kombination mit den OBS- und SimRa-Daten der Studienteilnehmenden analysiert. Die aggregierten und anonymisierten OBS- und SimRa-Daten können online auf Karten eingesehen werden.  Die Datenerhebungsphase wurde im Sommer 2023 erfolgreich abgeschlossen. Derzeit werden die Daten ausgewertet und eine internationale Veröffentlichung vorbereitet. Das Projekt wurde auf mehreren nationalen und internationalen Konferenzen vorgestellt.