Forschungskolleg ACCESS!
Transformationspfade zu einer nachhaltigen Mobilität
Gefördert vom
Ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertung von Mobilitätssystemen


Kontakt:
Julia Streitz, M.Sc. RWTH
Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe

Motivation

Vor dem Hintergrund der Diskussionen zum Klimawandel und der Ressourcenverknappung gewinnen Nachhaltigkeitsbetrachtungen auch im Bereich der Mobilität immer mehr an Bedeutung. Sollen die Ziele des Pariser Klimaabkommens mit der 2 °C Erwärmungsbegrenzung eingehalten werden, müssen insbesondere im stark emissionsbehafteten Verkehrssektor noch deutliche Fortschritte erzielt werden. Mobilität stellt ein Grundbedürfnis jeder Bevölkerung dar. Neben Barrierefreiheit, sozialer Teilhabe und Inklusion müssen jedoch auch die Belange der Umwelt und der Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. Das Erreichen einer nachhaltigen Mobilität ist nur möglich, wenn ökologische, ökonomische und soziale Ziele gleichrangig angestrebt werden.

Die in der Kraftfahrzeugbranche meist übliche Well-to-Wheel-Betrachtung für Verbrennungsmotoren und Tank-to-Wheel-Betrachtung für elektrische Motoren ist hier allerdings nicht ausreichend. Die unterschiedlichen Bilanzräume sorgen für intransparente Nachhaltigkeitsbewertungen, die sowohl für Verbraucher als auch für die Politik oft irreführend sind. Zudem sind vor dem Hintergrund des Klimaschutzes solche eingeschränkten Sichtweisen unzureichend. Vielmehr müssen die Systemgrenzen erweitert werden und eine ganzheitliche Betrachtung des komplexen Gesamtsystems stattfinden, das sowohl den Lebenszyklus des Transportmittels als auch den gesamten Konversionspfad der bereitgestellten Energie mit einbindet. Nur eine alle Bereiche (von Herstellung bis End-of-Life) berücksichtigende Lebenszyklusanalyse, die alle Säulen der Nachhaltigkeit abdeckt, bietet eine aussagekräftige Evaluation von Mobilitätssystemen, die auch eine Vergleichbarkeit von verschiedenen Mobilitätsformen ermöglicht. So können Entscheidungsgrundlagen für politische Diskussionen und insgesamt mehr Transparenz in dem hochaktuellen und kontrovers diskutierten Spannungsfeld zwischen Umwelt und Mobilität geschaffen werden.

Zielsetzung

Vor diesem Hintergrund besteht die Zielsetzung dieses im Forschungskolleg „ACCESS! – Welche Mobilität werden wir uns zukünftig leisten?“ angesiedelten Forschungsprojektes in der Beantwortung folgender Forschungsfragen:

  • Welche Kombination von Transportmittelwahl und Antriebsenergiebereitstellung ist die nachhaltigste?
  • Welche regionalen Potentiale in den Praxisregionen können genutzt werden, um eine nachhaltigere Mobilität zu erreichen?
  • Wie lässt sich eine nachhaltige „Mobilität der Zukunft“ gestalten? Welche Handlungsempfehlungen ergeben sich für Politik und Gesellschaft?

Vorgehen & Methoden

Um diese Zielsetzungen zu erreichen, werden nach einer Definition der zu untersuchenden Mobilitätssysteme diese entlang des gesamten Lebenszyklus‘ analysiert und die relevanten Stoff- und Energieströme modelliert. Die besondere Herausforderung besteht hier bei der Definition der Bilanzräume. So entsteht ein modulares Datenmodell, das spätere Erweiterungen für z.B. andere Transportmittel oder innovative Kraftstoffe erleichtert. Anhand dieses Modells erfolgt anschließend im Rahmen einer Nutzwertanalyse die Nachhaltigkeitsbewertung. Für diese multikriterielle Bewertung muss ein Kriterienkatalog aufgestellt werden, der sowohl umwelttechnische, als auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt. Die Gewichtung der einzelnen Kriterien erfolgt auf Grundlage einer Befragung innerhalb des interdisziplinären Kollegs, um die vorhandenen fachspezifischen Sichtweisen zu berücksichtigen. Eine Übertragung der theoretischen Ergebnisse auf realweltliche Fragstellungen soll innerhalb der Praxisregionen stattfinden, indem regionale Besonderheiten im Modell berücksichtigt werden.